In die Dämmerung - Splitboard am Füssener Jöchle
Dass ich auf einem Snowboard gestanden bin, ist sicherlich schon über 10 Jahre her. Wintersport hat sich in der Zwischenzeit einfach nicht so wirklich ergeben. Diesen Winter sollte sich das allerdings ändern, als ich vom Splitboard Touren erfahren habe. Ich wandere gerne, und Snowboard fahren hat mir immer viel Spaß gemacht. Als ich nun vom Splitboarden gehört habe, wusste ich eines sofort: Ich habe meinen perfekten Wintersport gefunden!
Für das Jahr 2021 habe ich mir sodann das Ziel gesetzt, mindestens eine erste Tour zu unternehmen. Bis ich endlich Ende Dezember meine (ziemlich umfangreiche) Ausrüstung zusammen hatte, konnte die sehr aufregende erste Tour mit einem sehr erfahrenen Tourengeher (und Arbeitskollege) starten.
Relativ spontan sind wir gemeinsam zu dieser ersten Tour aufgebrochen. In Vorbereitung auf die Tour habe ich meinen Tourenrucksack mit Proviant, Handschuhen, Helm, Skibrille, Fellen und Stöcken bepackt. Mehr oder weniger zufällig ist mir beim Packen meiner Ausrüstung noch meine Stirnlampe in die Hände gefallen. Meiner Meinung nach kann man nie über-ausgerüstet sein, habe ich mir gedacht, und diese schließlich eingepackt.
Nach einer kleinen Autopanne und etwas Verlust, wurden aus einer geplanten vierer Gruppe nur noch mein Kollege und ich. So kam es, dass es schon 14:30 Uhr war, als wir an der Talstation der Füssener Jöchle Bahn angekommen sind. Mit dem Ziel noch etwas Sonnenstraheln ab zu bekommen, haben wir uns schnell daran gemacht, die Splitboards zum Aufstieg fertig zu machen.
Zuerst sind wir ein gutes Stück der Piste gefolgt. Der Bewegungsablauf beim Aufstieg mit den Tourenski ist zuerst etwas ungewöhnlich. Um die Tour einigermaßen durchzustehen, sollte man sich darauf konzentrieren, direkt die richtige Technik anzuwenden, denn sonst kostet der Aufstieg enorm viel Kraft und Schweiß. Die richtige Technik besteht darin, sehr lange Schritte zu machen, dabei den Fuß und Ski nicht anzuheben, sondern flach auf dem Schnee nach vorne zu schieben. Sehr beeindruckt, wie gut die Felle halten, sollte ich doch später auch noch die unangenehme Erfahrung machen, wenn es rutscht.
Oberhalb des Schleppliftes ging es dann durch ein kleines Wäldchen ins Gelände und in Richtung eines Wanderweges. Sehr idyllisch haben wir hier die wunderschöne winterliche Berglandschaft genossen. Es waren kaum weitere Tourengeher unterwegs. Das verschneite Panorama der umliegenden Berge wurde gekrönt von einer Begegnung mit einer Gams, die nur wenige Meter entfernt hinter einem Baum hervor stolziert ist. Die Gams schien an Tourengeher gewohnt zu sein, da sie es nicht wirklich eilig hatte sich von uns zu entfernen.
Neben dem oben beschriebenen effizienten Gehen, hatte ich auch noch mehr Gelegenheit mich mit unterschiedlichen Techniken vertraut zu machen. Es hatte längere Zeit nicht mehr geschneit, die Temperaturen der vergangenen Tage waren auch eher sub-optimal, was dazu führte, dass viele Stellen vereist und somit sehr rutschig waren. Besonders interessant fand ich es, wenn man kleinere Abschnitte mit den Fellen hinab fahren musste. Wirklich viel Stabilität und Kontrolle hatte ich dabei nicht.
Etwas weiter oben, auf einer kleinen Kuppel, hat es uns dann noch etwas in den Tiefschnee gezogen, sodass ich das auch gleich noch ausprobieren konnte. An der Stelle ist meinem Kollegen dann aufgefallen, dass sich eine Schraube an seiner Bindung lockert und konnte diese gerade noch retten, bevor sie sich unbemerkt verabschiedet hat. Dem Licht (und der Aussicht) entgegen, sind wir noch ganz auf die Kuppel gestiegen um dort das Notfall-Werkzeug aus dem Rucksack zu holen. Glück im Unglück konnten wir die Bindung sehr schnell wieder reparieren. Doch haben wir gemerkt, dass unser Plan noch etwas Sonne ab zu bekommen nicht aufgegangen war. Die Sonne ist im gleichen Maß gesunken wie wir aufgestiegen sind.
So haben wir uns gleich weiter auf den Weg gemacht, der uns über einen kleinen Grat geführt hat. Dieser war für mich als Anfänger dann doch sehr herausfordernd. Teilweise so steil und vereist, dass es mir selbst mit Steighilfe äußerst schwierig gefallen ist, genug Druck auf die Ferse zu bekommen um mit dem Standbein Halt zu bekommen. Auch hat an vielen Stellen schon die Erde heraus geschaut, weshalb wir uns dazu entschlossen haben abzuschnallen und mit den Ski auf den Schultern weiter zu gehen. Spätestens hier habe ich gemerkt, dass es körperlich doch sehr anstrengend war. Für den letzten Abschnitt, eine Querung unterhalb der Läuferspitze, haben wir wieder die Ski angeschnallt, um zurück auf die Piste zu gelangen.
Füssener Jöchle
1820 m
Tannheimer Tal
Fix und fertig aber ausgesprochen glücklich sind wir an der Piste angekommen und haben uns entschieden direkt abzufahren, anstelle noch bis zur Bergstation aufzusteigen. Aber bevor wir überhaupt irgend etwas machen konnten, habe ich erstmal den Proviant-Kuchen ausgepackt und wir haben die Aussicht ins Tal genossen. Die Sonne ist bereits hinter den Bergen untergegangen und im dunklen Tal funkelten die Häuser und Straßenlaternen. Es war eine atemberaubende Stimmung.
Zum Zusammenbau des Splitboards hatten wir beide bereits unsere Stirnlampen auf dem Kopf. Etwas mulmig war es mir schon, schließlich bin ich seit über zehn Jahren nicht mehr gefahren, es war Dunkel und das erste Stück Piste war dann doch auch eher steil. Als Proviant und Felle im Rucksack verstaut sind, die Füße fest in der Bindung stehen und die Stirnlampe auf dem Kopf ist, machen wir uns an die Abfahrt. Wir stehen auf der Rückkante, mein Kollege fährt voraus. Wir rutschen etwas von Seite zu Seite und los gehts! Eine leichte Drehung bis ich auf der Vorderkante stehe und mit Schuss gerade aus den Hang runter. Ich habe es nicht verlernt!
Wir waren alleine auf der Piste und hatten riesigen Spaß bei der Abfahrt. Der Schnee im Schein der Stirnlampen war etwas schwieriger zu lesen und einzuschätzen doch wir hatten den Dreh sehr schnell raus. Ein besonders cooles Bild ergab sich für die vordere Person, wenn man seinen eigenen Schatten von der hinteren Stirnlampe aus, vor sich gesehen hat. Ein unglaubliches Gefühl, das nach Wiederholung schreit!
Die erste Splitboard Tour - ein großartiges Erlebnis!